Kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Eschenbach

Die wiedergewonnene Kirche

Am Fuß des imposanten Marktplatzes von Eschenbach steht die spätmittelalterliche Pfarrkirche St. Laurentius. Auf zwei Seiten umgeben von hohen Kirchhofmauern aus Sandsteinquadern, die die letzten monumentalen Reste der einstigen Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert darstellen, prägt sie das Stadtbild nachhaltig. Das Kirchenschiff gehört dem 15. Jahrhundert an; von der Baugeschichte zeugen einige Inschriften: Vom Baubeginn des Turms 1492 unter Werkmeister Hans von Auerbach kündet die Inschrifttafel an dessen Erdgeschoss, von der Vollendung des Glockengeschosses die Inschrift am ersten Mittelschiff-Pfeiler im Inneren, nach der 1506 ein Geläute gestiftet wurde. Der im Stil der Renaissance erfolgte zylindrische Turmaufbau mit sieben Geschossen, Pyramidendach und Rundtürmchen war 1541 fertig. Die beiden Jahreszehalen 1516 im linken und 1608 im rechten Seitenschiff beziehen sich auf

einen weiteren Bauabschnitt und auf die Vollendung der Einwölbung. Schließlich erzählt die Jahreszahl 1892 an der Nordwestseite des Langhauses von der Verlängerung der Kirche um die Empore und die Vorhalle mit dem Treppenturm; damals erfolgte auch eine grundlegende Restaurierung im Stil der Neugotik.

Im fünfseitigen Chor zeigt nur noch das Scheitelfenster das mittelalterliche Maßwerk. Das hohe Satteldach des Kirchenschiffs stammt in seiner jetzigen Form von 1892-93, als es nach Westen verlängert wurde, wo eine neugotische Fassade mit starken Eckstreberpfeilern und einem Giebel mit gestuften Blendmaßwerk entstand. Im Stadtbild wirksam wird jedoch nur der Turm.

↑ Der Innenraum nach der Ergänzung und teilweisen Rekonstruktion der alten Ausstattung

Das Innere zeigt den Bautyp der Staffelhalle, also eines dreischiffigen Kirchenraums mit erhöhten Mittelschiff; der Chor und die Seitenschiffe tragen Kreuzrippengewölbe, das Mittelschiff ein Netzgewölbe. Es ist ein behäbiger, freundlicher und heller Raum, belichtet durch große Maßwerkfenster auf der Südseite, nach Westen mit der neugotischen Orgelempore mit Maßwerkbrüstung auf fünf weitgespannten Arkaden.

Der Hochaltar, ein monumentaler Wandelaltar mit der Schilderung der Passion Christi, ist im Stil des späten 15./ frühen 16. Jahrhunderts gearbeitet, tatsächlich aber eine vorzügliche Neuschöpfung von 1987; die Schnitzarbeiten stammen von Wilhelm Senoner in Gröden, der in St. Laurentius auch Volksaltar und Ambo schuf. In dem Bemühen, die ab 1962 reduzierte historische Ausstattung wieder zu Geltung zu bringen, hängt nun an der Altarseite des südlichen Seitenschiffs des Seitenschiffs des ehem. Hochaltarbild mit der Marter des hl. Laurentius, ein dramatisch-bewegtes Werk des 18. Jahrhunderts, davor steht die Figur des Kirchenpatrons von 1962 zerstörten neugotischen Hochaltar.

2008 wurde der Marienaltar im linken Seitenschiff von der Werkstatt Brüggemann (Vilsburg) unter der Verwendung älterer Bestandteile errichtet, der die Figur der Muttergottes mit Kind, Krone und Zepter birgt. Durch die Nachschöpfung und Wiederanbringung der neugotischen Kanzel 2011 mit dem Halbfiguren der vier Evangelisten, dem reichen Blendmaßwerk und dem filigranen Schalldeckel hat die Laurentius-Kirche wieder ein geschlossenes Innenraumbild im Sinne des späten 19. Jahrhunderts erhalten und viel von ihrer früheren Intimität und Spiritualität zurückgewonnen.

↑ Die Pfarrkirche von Südosten und die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer

Kulturschätze 9
Hg.: Katholisches Pfarramt, 92676 Eschenbach
Text: Prof. Dr. Peter Morsbach
Fotos: Gerald Richter

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